Vulkantour Tag 2
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Das Wetter war gut, strahlender Sonnenschein lag über dem Meer. In den letzten Maiwochen hatte es viel geregnet, wodurch die Webcams rund um den Ätna die Eruptionen, die ab dem 10. Mai im Valle del Bove stattfanden, kaum verfolgen konnten. Wir hofften einerseits, dass es keine Sperrungen gab und andererseits auf spektakuläre Bilder.
Täglich fährt ein Bus (Link A.S.T.) ab Catania (8:15 Uhr) über Nicolosi (9:05) zum Ätna hinauf und 16:00 Uhr vom Ätna zurück. Bezahlt wird im Bus.
Die nach dem letzten Ausbruch neu gebaute Straße wurde direkt über schwarze Lavafeld gelegt und führt in Serpentinen bergauf vorbei an strahlend gelb blühenden Ginsterbüschen und an von der Lava verschütteten Häusern, von denen nur noch das Dach herausschaut, und solchen, die mit dem Schrecken davon gekommen sind.
Problemlos geht es bis zum 1.900 m hoch gelegenen Rifugio Sapienza. Wer es besonders nah mag oder im Winter den Skiurlaub auf dem Ätna verbringen will, kann direkt im Hotel übernachten. Es gibt mehrere Pisten, Ski- und Sessellifte und natürlich die Seilbahn, die das ganze Jahr hindurch in Betrieb ist. Eine Abfahrt vom Ätna mit Blick über die Küste auf das Meer muss wohl ein ganz besonderes Erlebnis sein.
Nur wenige Häuser des Rifugio waren nach dem schweren Ausbruch, der im Juli 2001 begann, erhalten geblieben. Die Bergstation der Seilbahn war durch die heiße Lava völlig zerstört worden und im unteren Bereich sind noch einige ehemalige Masten der alten Bahn zu sehen.
Die breite Schneise erkalteten Lavagesteins zieht sich bergab mitten durch das Rifugio hindurch in Richtung Nicolosi, das knapp verschont blieb.
Eine Bar am Rifugio Sapienza konnte vor dem Lavastrom durch Aufschütten eines Dammes gerade so gerettet werden. Dadurch entstand eine Grotte und an dem von Lava eingedrückten Fenster ist die bedrohende Nähe des Lavastromes zu sehen.
Zwischen Nicolosi und Zafferana Etnea tat sich eine Eruptionsspalte auf, aus der Lava floss und dadurch die Verbindungsstraße zwischen den beiden Orten zerstörte.
Neben dem Rifugio Sapienza befindet sich die Hütte der Vulkanführer "guide vulcanologiche", die die spezielle Erlaubnis für Führungen auf dem Ätna haben. Es gibt keine Verbote, den Vulkan allein zu bezwingen, es wird jedoch davon abgeraten.
Unsere Hoffnung, einen Blick in den Hauptkrater werfen zu können, erlosch schon bei der ersten Frage. Das Wetter war nicht gut genug, der Gipfel in Wolken. Das Wetter ist der größte Risikofaktor der Vulkanbesteigung. Nebel, Gewitter und Sturm machen den Aufstieg in 3300 m Höhe an vielen Tagen des Jahres gefährlich.
Also nahmen wir die angebotene Kompletttour für 49,00 Euro p.P., die an der Kabinen-Seilbahn (Link Funivia Ätna) verkauft wird. Sie beinhaltet den Aufstieg über 581 Höhenmeter in der Seilbahn von ca. 1900 m auf 2504 m. An der Zwischenstation Montagnola angekommen, erfolgt der Umstieg in spezielle Geländefahrzeugen mit geschulten Fahrern, die die steilen Pisten auf eine Höhe von 2900 m in das Gebiet der zentralen Krater zurücklegen.
Trotz sommerlicher Temperaturen in Catania ist es in 3000 m Höhe empfindlich kalt und windig.
Der Vulkanführer wartet bereits und führt die Gruppe zu den noch aktiven Kratern. Vorbei geht es an "Torre del Filosofo", einem antiken Rifugio, das bei der Eruption von 2002 verschüttet wurde und von dem nur noch das Dach herausragt.
"In 2900 m Höhe befindet sich der bekannte Torre del Filosofo ("Turm des Philosophen"), ein Gebäude, das nach Empedokles (492 v.Chr. - 430 v.Chr. circa) benannt ist, dem Philosophen aus Agrigent, der den Vulkan bestiegen hatte, um seine verschiedenen Phänomene zu studieren und sich dort niederzulassen. Die Legende erzählt, dass der Philosoph durch einen Sturz in den Krater des Vulkans zu Tode gekommen sei, wobei nicht bekannt ist, ob er hineinfiel oder sich selbst hineinstürzte.
Man nimmt an, dass das Gebäude von Kaiser Hadrian erbaut wurde, der zwischen 117 und 138 n.Chr. mehrmals den Ätna bestieg, angezogen von seiner Erhabenheit und dem weiten Blick auf die Provinz Catania, den man von diesem strategischen Aussichtspunkt aus genießt."
Quelle: Führer "Nicolosi Etna-Sud" und "Parco dell'Etna"
Rund um den Kraterrand nimmt man leichten Schwefelgeruch war, der aus den dampfenden Fumarolen im Inneren des Kraters stammt. Die ausgeworfenen Steine sind, je nach Mineralstoffanteil der Lava, unterschiedlich gefärbt.
Die offizielle Tour ist nach ca. einer Stunde beendet und man kann nun mit dem Geländewagen wieder zurück fahren.
An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass ein Ausflug zum Ätna kein Sommerspaziergang ist und neben Windjacke knöchelhohe Wanderschuhe angebracht sind. Diese gibt es an der Seilbahn auszuleihen.
Da wir ausrüstungs- und verpflegungsmäßig auf eine Ganztagestour eingerichtet waren, wollten wir uns nach dieser Einführung noch nicht geschlagen geben.
Der Vulkanführer riet uns nochmals vom Aufstieg zum Hauptkrater wegen schlechter Sicht nochmals ab und empfahl uns stattdessen die Route oberhalb des Valle del Bove, an der wenige Tage zuvor die Eruptionen stattgefunden hatten.
Bergab schlitterten wir allein und wie schwerelos durch den schwarzen Sand, was das Gefühl einer Mondexpedition noch verstärkte. Empfehlenswert sind für diese Passagen neben einer Brille Stulpen über den Hosen, die das Aufschaufeln des Sandes verhindern.
Querfeldein folgten wir den Spuren, bis vor uns eine Gruppe sichtbar wurde, der wir uns anzuschließen versuchten. Schlittenderweise bewegten wir uns steil bergab in Richtung Valle del Bove.
Valle del Bove ist ein 8 km langer und 4 km breiter Krater, bestehend aus unüberwindbaren Lavablöcken, der bei mehrerer großer Eruptionen im Zeitraum von 64.000 Jahren entstanden war.
Der Abstieg erwies sich als großer Irrtum, denn als wir die Gruppe erreicht hatten, mussten wir das gesamte steile Stück im rutschigen Sand wieder hinaufkraxeln, da die Gruppe Zafferana auf der Nordseite als Ziel hatte.
Nach diesem kleinen Kraftakt ging es dann um den Krater herum und nur noch bergab, vorbei an zahlreichen kleinen Kratern und den Silvestri-Kratern zur Talstation Sapienza.