Vulkantour Tag 11
| Punta Palmeta | Thermen von San Calogero | GPS-Tour | Video |
Den letzten Tag auf Lipari lassen wir mit einer Wanderung an der Ostseite der Insel ausklingen. Mit dem Bus fuhren wir nach Quattropani. Von Quattropani geht eine kleine Straße zur kleinen Chiesa Vecchia, einer strahlend weißen Wallfahrtskirche aus dem 17. Jh. Der Blick von hier aus über die Küste und die Inseln im Meer ist fantastisch.
Nach diesem kleinen Abstecher nahmen wir den uns schon bekannten Weg am Weingut Castellaro zu den Cave di Caolino.
An den Kaolingruben beginnt der Weg hinunter zur Steilküste. Zum Meer hin befinden sich zwei größere Erhebungen, es handelt sich um erkaltete Vulkankegel.
Stellenweise ist der Weg durch breite Rinnen geteilt, die das herabschießende Regenwasser in den weichen Stein gespült hat.
Linker Hand erheben sich die senkrecht aufsteigenden und teilweise überhängenden Felsen, die zahlreichen Vögeln Unterschlupf bieten. Rechts liegt in klarem Türkis das Meer. Lipari ist hier wie ein grüner Garten mit blühenden Kakteen oberhalb des Meeres mit dem Blick auf die Nachbarinsel Salina und die kleineren Inseln Filicudi und dahinter Alicudi.
Punta Palmeta
Der Weg führt in Schlängellinien direkt auf die Steilküste zu und gabelt sich dann. Nach rechts kann man einen kleinen Abstecher zur Punta Palmeta machen. Ein schmaler Pfad führt noch dichter an die Steilküste heran und es ist möglich, diese ein paar Meter nach unten zu klettern und von dem kleinen einsamen Plateau die Aussicht auf sich wirken zu lassen. Linker Hand liegt die Lagune mit den steilen Felswänden und rechts bieten die beiden Faraglioni ein tolles Fotomotiv.
Wir nahmen den Weg bis zum Schild an der Weggabelung zurück. Von hier aus verläuft der Weg parallel zur Küste, so dass auf unserer Wanderung immer rechter Hand das Meer und links die Felsen liegen.
Der Weg windet sich breit und gemütlich durch die Macchia, die typische Küstenvegetation aus Ginster, Sträuchern und Kakteen. Nach ca. 1,5 Stunden kamen wir an der Bucht von Cala Fico vorbei, dicht bewachsen mit riesigen Feigenkakteen. Kurze Zeit später geht der Weg bergan in eine schmale gepflasterte Straße über und die ersten Häuser tauchen auf. Fast automatisch führt die Straße zu den Thermen, unserem nächsten Ziel.
Auf den ersten Blick waren wir enttäuscht von der Tristesse und Einsamkeit den Terme di San Calogero. Ein verlassenes Hotel ziert den Ort, wo einst reger Kurbetrieb geherrscht hat. Leider fehlen Hinweise auf die Bedeutung der zu den ältesten Thermen der Welt gehörenden Anlage und deren Geschichte.
Ein Insulaner sprach uns an, ob wir mehr über die Thermen erfahren möchten, gern willigten wir ein. Es koste keinen Eintritt, erklärte er uns, aber über eine kleine Offerte würde er sich freuen. Domenico mit braungebranntem Gesicht hatte seinen Fiat mit dem Fernrohr dahinter vor einem verschlossenen Tor geparkt. Er bot uns seine eigentlich illegale, aber wohl geduldete Führung an. Schwungvoll kletterte er uns voran über das Tor. Er sprach ein wenig deutsch, sein Vater war im Krieg in Deutschland in Gefangenschaft gewesen. Er berichtete, dass die Thermen schon seit 30 Jahren geschlossen seien, die Autoritäten seien schuld an allem. Vielleicht reicht aber einfach das Wasser für einen regelmäßigen Kurbetrieb nicht mehr aus.
Dabei handelte es sich auf Lipari um die ältesten bekannten Thermen Europas, die seit dem Kulturzeitalter Capo Graziano existieren, das war noch vor der Bronzezeit.
Vor mehr als 3000 Jahren von den Griechen und später von den Römern, wurden die 60-80 Grad heißen Quellen für Gesundheit und Schönheit genutzt. Aus den beiden Epochen sind noch mehrere Thermalbecken, darunter ein Kinderbecken und eine Sauna sowie eine Kirche zu sehen, die in die Neukonstruktion der "modernen" Thermalstruktur eingeflossen ist.
Domenico erklärte uns, dass man die Kuppel der Sauna zur Sicherheit vor Erdbeben so konstruiert hat, dass sich im Falle des Einsturzes die Steine nach außen wie auf einer Rutschbahn bewegen. Immerhin steht die über 3000-jährige Kuppel noch.
Die Thermen sind nach Heiligen Calogero benannt, einem Eremitenmönch, der aus Calcedonia in der Nähe von Byzanz stammte. Er hatte sich auf Lipari der Heilung Kranker mit dem schwefeligen Wasser auf Lipari gewidmet. Als eine Art Eremiten wollte sich auch Domenico verstanden wissen.
Zum Abschluss bot er uns einen Schluck Malvasia an, die Flasche zog er aus seinem in der Sonne stehenden Fiat. Auch verschiedene vulkanische Steine und ein Fernglas aus dem letzten Weltkrieg hätten wir bei ihm erwerben können, aber mit Steinen von den einzelnen Inseln hatten wir uns schon reichlich eingedeckt.
Nach dem Besuch der Thermen nutzten wir die Gelegenheit, der Cin Cin Bar in Pianoconte einen weiteren Besuch abzustatten und uns nochmals eine leckere granita d’arancia zu gönnen.
Von Pianoconte führt ein Fußweg an der Kirche Santa Croce vorbei recht steil bergab, auf dem wir nach einer reichlichen halben Stunde Lipari erreichten.
Video: Wanderung zu den Thermen di Calogero