Villa Romana
Der Bikini wurde mehrmals erfunden. Kurz nach dem 2. Weltkrieg ließ sich ein französischer Automechaniker den Triangel-Bikini und patentieren. Es dauerte jedoch noch Jahre, bis sich dieses "schamlose" Teil durchsetzen konnte.
Offensichtlich kannten die alten Römer diese Probleme nicht. Die Sportlerinnen, die auf den Mosaiken der Villa Romana del Casale beim Ballspielen dargestellt sind, tragen Unterwäsche beim Sport. Nacktheit und Liebesszenen waren ganz natürlich in den Darstellungen im alten Rom.
Die fast 2000 Jahre alten Mosaiken zeigen uns heute das Leben im römischen Reich, zumindestens das ihrer Herrscher. Denn die Villa Casale gehörte einem von ihnen. Wem, das weiß man bis heute nicht so genau.
€ 90,- pro Person
Man vermutet, dass die römische Villa del Casale im 4. Jahrhundert nach Christus erbaut wurde. Erst ging man davon aus, dass sich nur ein Kaiser eine so luxuriöse Villa leisten könnte und schrieb sie Maxentius zu, dem Sohn des Kaisers Maximian.
Später revidierte man diese Meinung und vermutet heute den Gouverneur Siziliens und Konsul Lucius Aradius Valerius Proculus Populonius als Besitzer der prächtigen Villa. Er hatte sich um die Spiele in Rom im Jahr 320 verdient gemacht, die ihn berühmt und damit offensichtlich reich machten. Wahrscheinlich zeigen die Mosaike der Wagenrennen und Wettkämpfe solche Szenen dieser Spiele. So, wie wir heute Fotos machen, um schöne Momente in Erinnerung zu behalten.
Dass die Mosaiken so gut erhalten geblieben sind, verdanken wir ausgerechnet einem Erdrutsch im 12. Jahrhundert, der Decken und Wände einstürzen ließ und Mosaiken in der Villa vergrub und so konservierte. Erst im Jahr 1761 wurde die Villa wiederentdeckt und im Jahr 1808 begannen die ersten Ausgrabungen. Und erst im 20. Jahrhundert konnte die gesamte Villa freigelegt werden.
Heute sind die wertvollen Mosaiken überdacht und die Besucher werden auf Laufstegen über die Fußböden geführt, von wo aus man einen guten Überblick hat, ohne die Mosaiken zu beschädigen.
Die Räumlichkeiten befinden sich in mehreren Ebenen, was die Orientierung anfangs etwas kompliziert macht. Der Besucher kommt vom Parkplatz aus zuerst zum hinteren Teil der Villa.
In der Antike gelangte man durch den monumentalen Eingang mit drei Arkaden in den hufeisenförmigen Hof (Atrium), wo sich gleich die große Gästelatrine befindet. Früher machte man es sich auf Marmorsitzen darauf bequem und hielt gemeinsame Sitzungen ab.
Weiter über ein paar Stufen kommt man in das Vestibül. Die Mosaiken sollen wohl eine Art Begrüßungszene darstellen.
Den zentralen Bereich der Villa bildet ein rechteckiges Peristyl mit einem Garten und einem Wasserbecken in der Mitte. Wenn man davor steht, kann man beobachten, dass die Mosaikszenen jeweils in Gehrichtung links und rechts um das Wasserbecken dargestellt sind.
Rings um das Peristyl sind verschiedene Wohnkomplexe angeordnet, die man über Stege erreicht und so die Räume mit den Mosaiken von oben in ihrer ganzen Schönheit betrachten kann.
Am Anfang (im Norden) befanden sich die Zimmer des Gästebereiches. Hier kann man folgende Mosaikbilder bewundern: Den Raub der Sabinerinnen, Fischende Amoretten und die Kleine Jagd. Der Gästebereich hatte direkten Zugang zum Thermalkomplex und der Sporthalle (Palästra), wo links der Gang hineinführt.
Weiter geht man in den östlichen Bereich, wo sich der 65 m lange Gang mit den berühmten Mosaiken der großen Jagd befindet. Hier kann man die verschiedenen Jagdszenen zu Land und Wasser betrachten.
Weiter kommt man zu den privaten Räumen südlich des Peristyls. Die herausragenden Mosaike sind die berühmten Bikini-Mädchen beim Ballspiel. Ein weiterer Raum enthält die Verzückung der Tiere des Waldes durch Orpheus.
Der Besucher wird nun weiter am Rand des Repräsentationsbereiches des elliptischen Peristyls rund um den Speisesaal Triklinium geführt. Verziert mit den Taten des Herkules, fanden hier die großen Festessen statt.
Anschließend geht es wieder zurück zum Gang der Großen Jagd und von hier zur großen Basilika, die für repräsentative Zwecke genutzt wurde.
Im letzten privaten Bereich im Nordosten sind folgende gut erhaltenen Mosaik-Szenen zu sehen: Die Arion durch einen Delfin und Odysseus in der Höhle des Polyphem.
Die Villa wurde von zwei Aquädukten mit Wasser versorgt. Das Abwasser aus den Thermalbädern sowie von den Abwasserrinnen "cloaca" der Latrinen wurde in den Fluss abgeleitet. Der Aufbau des Thermalkomplexes erfolgte nach dem Vorbild der Villa Adriana in Tivoli und der Villa Tellaro bei Noto. Die verschiedenen Wassertemperaturen wurden durch Fußbodenheizungen erreicht. Zu den bemerkenswerten Mosaiken der Thermen gehört die Szene im Massageraum, wo ein Sklave einen Badenden mit Öl massiert.