Ragusa
Ragusa liegt im Südosten Siziliens ungefähr 20 km vom Meer (Ragusa Marina) entfernt im Süden der Monti Iblei, die sich zwischen Syrakus und Ragusa erstrecken. Der höchste Berg der Hybläischen Berge ist der Monte Arcibessi mit 906 m.
Ragusa gehört zu den spätbarocken Städten des Val di Noto, die seit 2002 in das Weltkulturerbe der Menschheit aufgenommen wurden. Zum Val di Noto im Südosten Siziliens gehören außerdem die Städte Catania, Noto, Modica, Palazzolo Acreide, Caltagirone und Scicli.
Ragusa erstreckt sich auf einer Hochebene von 350 bis 600 m Höhe und ist offiziell in zwei Stadtteile unterteilt: Ragusa superiore (Oberstadt) und Ragusa Ibla (die eindrucksvolle barocke Altstadt).
Geografisch gesehen sind es aber drei Teile, aus denen sich Ragusa zusammensetzt, denn man erreicht den Stadtteil Ragusa superiore von Alt-Ragusa aus über drei Brücken, die über eine Schlucht führen. Die älteste Brücke ist Ponte Vecchio und wurde 1835 gebaut.
Die Oberstadt Ragusa superiore liegt auf einem Hochplateu und ist durch schachbrettartige Häuseranordnung gekennzeichnet. Sehenswert ist vor allem der Stadtteil Ragusa Ibla, dessen Besiedlung bereits in der Bronzezeit begann.
Ein besonders tragisches Ereignis in der Geschichte von Ragusa war des Erbeben von 1693, das pratkisch alle Orte des Val di Noto zerstörte. Diese wurden dann zeitglich im 18. Jh. wieder aufgebaut und tragen dadurch typische spätbarocke Züge Siziliens.
Ragusa Ibla mit seinen Gassen und seinen versteckten Plätzen ist eine sizilianische Barockperle. Typisch für Ragusa sind die spätbarocken Paläste mit den stark verzierten Balkonen, von denen jeder einzelne mit seinen Figuren eine Geschichte erzählt.
Der untere Stadtteil ist der älteste: Ragusa Ibla liegt im Osten und besticht mit den prächtigen Kirchen und Palazzi im Stil des sizilianischen Barocks des 18. Jh. sowie dem Hybläischen Garten, Giardino Ibleo.
Von den Gebäuden, die vor dem Erdbeben von 1693 errichet worden waren, existieren bestenfalls noch Fragmente.
Zu empfehlen ist der Parkplatz in Via Avvocato Giovanni Ottaviano der sich an der Zufahrtstraße nach Ragusa befindet, praktisch unterhalb der Treppen, die Ragusa superiore und Ragusa Ibla verbinden. Von hier aus erreicht man nach kurzem Aufstieg in wenigen Minuten die verkehrsberuhigte Altstadt.
Vorbei am antiken Portal San Giorgio kommen wir zum wunderschönen Park Ibleo, von dem man eine weite Aussicht über die umliegenden Berge und Schluchten hat.
Das Portal San Giorgio ist der vom Erdbeben verschonte Rest der gotischen Kirche San Giorgio.
1738 wurde der Dom von Ibla an der Stelle der ehemaligen Kirche San Nicola neu errichtet. Beauftragt wurde der Baumeister Rosario Gagliardi, der ein Meisterstück der barocken Baukunst errichtete. Die neoklassizistische Kuppel mit doppelter Wand ist ein Meisterwerk von Carmelo Cultraro aus Ragusa.
Zu der eleganten Fassade führt eine Freitreppe am Ende des palmengesäumten Domplatzes, was den Dom nochmals heraushebt.
Die farbigen Fenster erzählen die Geschichte des Martyriums des Heiligen Georg.
Über den beiden Seitenportalen befinden sich die Figuren, die zur Prozession des Schutzpatron von San Giorgio durch die Straßen getragen werden: Die Reiterstatue des Heiligen Georg und die große Reliquientruhe in geprägter Silberfolie.
Vor dem Dom eröffnet sich ein langer Domplatz mit Palmen, der mit kleinen Geschäften und Caffés zum Verweilen einlädt.
Die Parkanlage Giardino Ibleo wurde 1858 auf der Ostseite von Ibla in etwa 385 m Höhe angelegt und bietet einen fantastischen Ausblick über die Hybläischen Berge.
Im Giardino Ibleo befinden sich drei Kirchen: Die Kirche San Vincenzo Ferreri, die Kirche San Giacomo und die Cappuccini Kirche, außerdem das Denkmal für die Kriegsgefallenen. In der Nähe des Gartens findet man auch die archäologischen Ausgrabungen von Ragusa Ibla.
Vor allem bietet die Parkanlage Ruhe und Schatten unter Palmen.
Die Kirche befindet sich in Piazza della Repubblica, früher Piazza degli Archi, weil ein antikes Aquädukt entlangführte. Die Kirche Santissime Anime del Purgatorio (Heilige Seelen des Fegefeuers) überstand das schwere Erdbeben nahezu unversehrt.
Von Ibla kommend geht die Serpentinenstraße Corso Mazzini in Corso Italia im Stadtteil Ragusa superiore über.
Über eine große Treppe von 242 Studen, die an der Barockkirche Anime del Purgatorio beginnt, steigt man hinauf zur Oberstadt Ragusa superiore, die sich westlich auf einer Anhöhe befindet und wo sich der urbane Kern mit Wohnhäusern, Stadtverwaltung und Versorgungseinrichtungen angesiedelt hat.
Am oberen Ender der Treppe trifft man auf die Kirche Santa Maria delle Scale, die ihren Namen nach der Treppe zwischen den Stadtteilen erhielt. Nach dem Erdbeben von 1693 konnten Kirche und Glockenturm restauriert werden.
Corso Italia, Corso Vittorio Veneto und Via S. Anna führen parallel hinauf zum zentralen Platz mit der Kathedrale Govanni Battisti. Wer zu Fuß unterwegs ist, dem sei Via S. Anna empfohlen, da die Einbahnstraße für Fahrzeuge bergab führt und Fußgänger daher von Abgasen weitestgehend verschont bleiben.
Sehenswert ist das Archäologische Museum von Ragusa mit seinen fünf Abteilungen.
1843 gebaut, verläuft Ponte Vecchio über 114 m Länge in 40 m Höhe über die Schlucht Santa Domenica mit dem ehemaligen Steinbruch.
Ponte Vecchio wird auch Ponte dei Cappuccini genannt nach dem Kapuzinermönch Gianbattista Occhipinti Scopetta, der die Brücke als Verbindung zwischen dem Konvent San Francesco d‘Assisi und der Wohnsiedlung Ragusa superiore errichten ließ. Ponte Vecchio ist im romanischen Stil gebaut und nur für Fußgänger passierbar.
In Ragusa superiore, dem neuen Stadtteil, befindet sich die Kathedrale San Giovanni Battista.
1706 begann der Bau der Kathedrale von Ragusa Superiore, um der Neustadt eine eigene Kirche zu widmen. Die dreischiffige Kathedrale San Giovanni Battista wurde im Jahr 1778 geweiht.
Auf der großen barocken Fassade befindet sich eine Sonnenuhr.
Teile der Kriminalfälle des Commissario Montalbano des sizilianischen Schriftstellers Andrea Cammileri spielen in Ragusa Ibla, das im Film Montelusa heißt.
Das vielgelobte Essen gibt es in der Trattoria A‘ Rusticana, die im Film da Calogero heißt und sich im Vico Domenico Morelli, 4 in Ragusa Ibla befindet.
Wenn man durch die engen Gassen geht, erreicht man den Platz mit der Treppe, die zum Dom von San Giorgio führt: Im Film ist dies die Kirche von Vigàta.